In den malerischen Dörfern des kolumbianischen Hochlandes, wo die Luft kühl und klar ist, und die Berge majestätisch in den Himmel ragen, zirkulieren unzählige Geschichten. Von Generation zu Generation werden sie weitergegeben – Legenden über tapfere Krieger, geheimnisvolle Wesen der Natur, und kluge Tiere. Eine dieser Geschichten, “El Zapatero y la Luna”, fesselt die Fantasie mit ihrer skurrilen Mischung aus Ehrgeiz, Fantasie und unerwarteten Folgen.
Die Geschichte handelt von einem armen Schuhmacher namens Pedro, der tief in seinen Herzen einen unbändigen Wunsch trägt: Er sehnt sich danach, den Mond zu berühren. Warum? Niemand weiß es genau. Vielleicht träumt er davon, die glitzernden Sterne aus nächster Nähe zu betrachten, oder vielleicht glaubt er, dass der Mond die Lösung für all seine Probleme birgt. Was auch immer Pedros Motivation ist, er beschließt, seinen Traum zu verwirklichen.
Mit unerbittlichem Fleiß arbeitet Pedro Tag und Nacht an einem riesigen Leiter, der vom Dach seines Hauses bis zum Himmel reichen soll. Er sammelt Holz aus dem nahegelegenen Wald, flechtet Seile aus den stärksten Pflanzenfasern und nagelt die Sprossen mit unglaublichem Einsatz fest. Die Dorfbewohner beobachten Pedros Bemühungen mit einer Mischung aus Mitleid und Spott. “Pedro hat den Verstand verloren”, flüstert die alte Señora Dominguez hinter vorgehaltener Hand. “Er wird niemals den Mond erreichen!”
Doch Pedro lässt sich nicht entmutigen. Er glaubt fest an seinen Traum, und die Skepsis der anderen treibt ihn nur noch weiter an. Nach Wochen harter Arbeit steht der Leiter endlich vollendet in Pedros Garten – ein stolzes Gebilde aus Holz und Hanf, das scheinbar bis zum Mond selbst reicht.
Ein Tag vor dem geplanten Aufstieg verkündet Pedro stolz: “Morgen werde ich den Mond erreichen! Ich werde für euch alle einen Mondstein mitbringen!” Die Dorfbewohner beobachten ihn mit Unglauben, während Pedro am Fuß seiner gigantischen Konstruktion steht.
Mit einem tiefen Atemzug beginnt Pedro seinen Aufstieg. Sprosse für Sprosse erklimmen seine müden Beine die Leiter. Die Sonne sinkt langsam am Horizont, und der Himmel färbt sich in warmen Orange- und Rosatönen. Als Pedro schließlich den Gipfel der Leiter erreicht, blickt er auf einen sternenübersäten Himmel. Doch statt des erhofften Mondes findet er nur einen kalten, leeren Raum. Der Mond ist nichts als eine Illusion, ein funkelndes Objekt in einer unendlichen Ferne.
Enttäuscht und traurig klettert Pedro wieder hinunter. Seine Reise war vergebens. Er hat den Mond nicht berührt und kehrt leerhanded zurück ins Dorf. Doch während er seinen Weg beschreitet, fällt ihm auf, dass die Welt um ihn herum anders aussieht. Die Farben sind intensiver, die Geräusche klarer. Und als er sich dem Dorf nähert, erkennt er die liebevollen Blicke der Dorfbewohner, die ihn begrüßen.
“Pedro”, sagt Señora Dominguez mit einem Lächeln, “du hast den Mut bewiesen, einen Traum zu verfolgen. Selbst wenn du nicht den Mond erreicht hast, hast du uns allen gezeigt, was es heißt, mutig zu sein.”
Pedros Geschichte lehrt uns eine wichtige Lektion: Der Wert eines Traums liegt nicht unbedingt in seiner Erfüllung, sondern in dem Weg, den wir dafür beschreiten. Pedro hat zwar den Mond nicht berührt, aber durch seinen Ehrgeiz und seine Fantasie hat er sich selbst und die Dorfgemeinschaft verändert.
Symbolismus in “El Zapatero y la Luna”
Symbol | Bedeutung |
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Pedro | Repräsentiert den menschlichen Wunsch nach dem Unbekannten, den Drang zu transzendieren |
Der Mond | Steht für unerreichbare Ziele, Illusionen und Träume |
Die Leiter | Symbolisiert den Weg, den wir beschreiten müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Zeigt aber auch die Grenzen der Realität auf |
Die Geschichte “El Zapatero y la Luna” ist mehr als nur eine unterhaltsame Anekdote. Sie ist ein Spiegelbild unserer eigenen Sehnsüchte und Träume. Pedro erinnert uns daran, dass selbst wenn wir unsere Ziele nicht erreichen, wir durch den Versuch, sie zu verwirklichen, wachsen können.
Und wer weiß? Vielleicht reicht es schon, den Blick nach oben zu richten, um die Schönheit der Sterne zu bewundern und die Magie des Lebens zu spüren.